Zum Jubiläum: Ein persönlicher Rückblick von Ilana Juchem auf 20 Jahre Dienst im Ordnungsamt
Kind der ersten Stunde im Bezirksamt Pankow
Mein Name ist Ilana Juchem. Ich bin 60 Jahre alt und ein „Kind“ der ersten Stunde. Angestellt als PAng VÜD beim Polizeipräsident in Berlin gehörte ich zu einem der Dienstbereiche, der damals mit Gründung der Berliner Ordnungsämter ausgegliedert und in ein Bezirksamt übergeleitet wurde. Seit dem 1. September 2004 versehe ich nun als Ord AOD meinen Dienst im Bezirksamt Pankow.
Das Ansehen des Allgemeinen Ordnungsdienstes war sowohl in der Bevölkerung als auch im gesamten Öffentlichen Dienst nicht besonders hoch, wurden wir in den Medien auch als Kiezpolizei und Hilfssheriffs angekündigt. So trat man uns anfänglich überwiegend negativ gegenüber. Die Belegschaft, auch in der Führungsebene, war ein bunter, zusammengewürfelter Haufen. Der Außendienst bestand aus ein paar ehemaligen Politessen, der Großteil stammte aus dem Zentralen Stellenpool. Menschen, die als Erzieher und Köche in Kitas gearbeitet hatten, die beim Gartenbauamt beschäftigt waren, kurzum Arbeitnehmer, die einen sogenannten KW-Vermerk (Kann Weg) auf ihrer Stelle bekommen hatten.
Es haperte an allem
Als Verwaltung sorgte das BA zwar dafür, dass ab dem ersten Tag ausreichend Computer für den Schreibdienst vorhanden waren. Jedoch haperte es in den ersten Wochen an Dingen wie Dienstkleidung, Dienstfahrzeugen, Dienstplanung, uvm.. Wir mussten Einsätze mit der BVG abfahren, wenn der Bus an unserer Dienstelle planmäßig am Wochenende nicht fuhr, Orte fußläufig erreichen. Außenbereiche wie Buch und Karow konnten nicht durch uns versorgt werden. Öfters bettelten wir auf Abschnitten, uns bitte zum Dienstschluss wieder „nach Hause“ zu fahren.
Endlich bekamen wir Fahrzeuge. Zwar alte ausrangierte Funkwagen, die liebevoll blau lackiert waren, aber schon um die 300 000 Kilometer auf dem Buckel hatten. Meine Frage, wohin wir uns abends oder an Wochenenden wenden müssten, wenn wir eine Panne hätten, wurde mit „so etwas ist bei uns noch nicht passiert“ beantwortet. Wie auch? Das BA hatte keine Angestellten im Schichtdienst 7 Tage die Woche und arbeitet in Gleitzeit zu normalen Bürodienstzeiten! Prompt blieb eine Kollegin am Wochenende mitten auf einer großen Kreuzung liegen. Hilfesuchend wandte sie sich an den Fahrdienst der Dir 1 und hatte Glück, dass der Kollege sie noch aus VÜD-Zeiten kannte. Zwar widerwillig, weil nicht zuständig, half er ihr aus der Patsche. Dinge mussten erst geschehen, um die Notwendigkeit ihrer Regelung bewusst zu machen.
Über viele Jahre hinweg zog sich ein bis heute nicht beendeter Lernprozess durch das BA. Jetzt, im Jahr 2024, sind die Kinderkrankheiten ausgerottet. Der Dienst läuft, die Ausstattung ist zufriedenstellend. Die Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen und unseren örtlichen Abschnitten in der Dir1 hat sich deutlich verbessert.
Wir werden auch von den Bürgern und unseren örtlichen Polizeiabschnitten positiver wahrgenommen. Aufgabenbedingt natürlich nicht von den Jugendlichen, die im Sommer in den Grünanlagen mit ihren Musikboxen Party feiern möchten und dazu ein Barbecue veranstalten. Oder den Getränkehändlern im Mauerpark, die sich vermeintlich leichtes Geld hinzuverdienen wollen. Aber auch den Badegästen, denen wir freundlich, aber bestimmt, erklären müssen, dass das Baden im Weißenseer See nicht erlaubt ist. An warmen Tagen machen wir uns regelmäßig unbeliebt bei Gastronomen, die die Gehwege mit Tischen und Stühlen zustellen.
Gegen Glätte auf dem Gehweg
Im Winter sind unsere, zugegeben bei mir ungeliebte, Hauptaufgabe die unzähligen Bürgerbeschwerden über unzureichenden Winterdienst. Der Bürger verlangt einen geräumten und gestreuten Gehweg ab dem Fall der ersten Schneeflocke. Da viele Verantwortliche nicht zur Zufriedenheit aller ihren Aufgaben nachkommen, liegt es an uns, mühsam erst einmal den vorgefundenen Zustand der Gehwege einzuschätzen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Die Spannweite liegt zwischen der Aufforderung zur Beseitigung des Zustands bis hin zur Ersatzvornahme bei Glättebildungen mit der BSR. Zu einem großen Teil sind ganze Straßenzüge davon betroffen. Das ist eine sehr zeitaufwendige Angelegenheit, sodass der AOD kaum anderen Aufgaben, zum Beispiel Verkehrsbehinderungen, nachkommen kann. Oft zum Leidwesen der Abschnitte.
Aus meiner Sicht der Dinge denke ich, in den 20 Jahren wurde viel gelernt, vieles hat sich verbessert, der Allgemeine Ordnungsdienst als sichtbarer Teil des Ordnungsamtes hat sich etabliert. Niemand darf vor weiteren Verbesserungen die Augen verschließen._